Freitag, 22. September 2017

Ilha Magica - Die Strände von Floripa

Von geschützten Buchten mit weissem Puderstrand im Nord-Osten über unbebaute Strände mit wilden Atlantik-Wellen, vorgelagerten Inseln mit karibisch-kristall-klarem Wasser, bis zum Fischerdorf mit Sonnenuntergang und Restaurant im Süden - Floripa bietet einfach alles. Das macht den Ruf der Insel als "Sylt" der Südamerikaner aus.
So finden sich auch die unterschiedlichsten Nationalitäten und einen Strand für jeden Geschmack. Brasilianische Websites gibt es reichlich, die die Vorzüge der verschiedenen Strände beschreiben.

Hier eine kleine Zusammenfassung von Süd - der kälteren Region - nach Nord-Ost - dem Touristen-Paradies a la Rimini.


Pantano do Sul

Das kleine Fischerörtchen im Süden besticht durch seine pittoreske Atmosphäre. Hier ist man mitten drin im normalen Treiben der Locals. Die Bucht ist lang gestreckt und gut geschützt, deshalb ist dort der Fischerhafen ganz natürlich. Eine Seltenheit in Brasilien: durch die Lage kann man hier ganz romantisch die Sonne im Meer versinken sehen. Dazu gibt es viele kleine nette Restaurants zum Abendessen.
Von dort aus gelangt man auch zum nächsten Strand:

Lagoinha do Leste
Nur über eine kleine Wanderung von ca. einer Stunde durch den Dschungel übern Berg zu erreichen (feste Schuhe!), völlig naturbelassen ohne Bebauung. Das ist das einsame Stranderlebnis pur.
Gelegentlich findet man hier gestrandete Pinguine.
Man kann auch aus dem Norden per Boot an diesen Strand gelangen, aber die kleine Wanderung lohnt sich. Wasser mitnehmen nicht vergessen, gibt's im Supermarkt in Pantano do Sul.

Riberao da Ilha und Naufragados
Im Südosten hin zur Meerenge Baia Sul zum Festland gelegen, ist dort das Meer ruhig und nicht tief. An beiden Stränden gibt es historische Monumente aus der frühen Kolonialisierungszeit, bis zurück ins 16.Jh., und in Riberao gibt es ein schönes historisches Altstädtchen, das auf die erste richtige Siedlung durch Europäer zurückgeht aus der Mitte des 18.Jh. Auch hier empfiehlt sich ein Ausflug mit Abendessen, denn es gibt lokale Austernzucht und ausgezeichnete Fisch-Restaurants.
Naufragados (wörtlich: Schiffbrüchige) erreicht man ebenfalls nur per Boot oder Wanderung, um das Fort aus dem 19.Jh. bewundern. Seinen Namen hat der Strand in der Tat, weil dort in der Kolonial-Zeit Schiffbrüchige angeschwemmt wurden.

Praia do Matadeiro, Amaracao
Im Westen fährt man an den Atlantik-Stränden Matadeiro und Amaracao und der Lagoa de Peri vorbei Richtung belebteren Norden. Hier habe ich noch nie Kiter gesehen, oder geeignete Bedingungen vorgefunden.
Ein kleiner Zwischenstopp am Mirante Moro das Pedras lohnt sich - für ein leckeres Caldo de Cana - frisch gepresster Zuckerrohr-Saft.

Campeche, Novo Campeche und Praia Joaquina

Eigentlich ist der Strand von Campeche bis Joaquina eine einzige lang gezogene Traumbucht.
Am beliebten Zugang in Campeche in einem kleinen Cul de Sac gibt es genügend (bezahlte und bewachte) Parkplätze und Strandbuden mit Bikinis, Tüchern, Eiscreme, dem besten Acai und zwei Restaurants mit Fischgerichten.
Wenn man von dort Richtung Süden läuft, wird der Strand breit und das Wasser ruhig: sehr beliebt bei den Locals. Hier gibt es Surfschulen, aber mit Kiten wäre ich vorsichtig, denn dort ist Windabdeckung und man sollte achtsam keine Badegäste belästigen mit unbeherrschten Kitemanövern Hinter der Dünenlandschaft verbergen sich Ferienhäuser: alle kleineren Strassen des Wohngebietes haben auch leichten Zugang durch Dünen und Mangroven.

Von diesem Zugang nur wenige Schritte nach Norden läuft bereits eine super Welle, und bei Südwind ist es hier sehr gut kitebar. Man teilt sich hier die Welle mit einigen Locals, aber voll wird es nie. Mutige können einen Kite-Ausflug auf die gegenübergelegene kleine Trauminsel Ilha do Campeche wagen: in 10 mins ist man an der Spitze der Insel angekommen: der Sandstrand liegt jedoch sehr windgeschützt, und gilt als karibik-gleiches Traumziel wegen seines türkisblauen Wassers. Vorsicht also beim Anlanden. Alternativ fahren Gummiboote vom Strand oder aus Barra da Lagoa

Weiter Richtung Norden ist das Neubaugebiet Novo Campeche, das ebenfalls Zugänge durch die Dünen bietet. Hier gibt es keine Strandbuden, aber Traumstrand satt. Bei Flut wird hier der Strand schmal und die Startplätze schwierig. Bei Südwind am Wochenende ist das der Kitespot auf der Insel schlechthin und man tummelt sich schon mal zu 15-20 (echt voll, nicht?) Die Welle ist etwas anspruchsvoller, weil steiler als im Süden des Strandes. Weil der Spot von beiden Seiten aus gut belüftet ist, geht's auch bei Nordwind, aber nicht so schön, weil die Ilha etwas abdeckt.
Es gibt keine designierten Parkplätze, aber vor den Häusern des gut bewachten Neubau-Gebietes ist es sehr sicher!
Mein bevorzugter Platz - auch wenn das Wohngebiet vielleicht etwas seelenlos ist.

Joaca, wie die Brasiliener  liebevoll zu Praia Joaquina sagen, ist zu Fuss über den Strand zu erreichen, weil es das nördlichste Ende ist, in das Campeche übergeht. Für einen Zugang per Auto muss man ein ganzes Stück über die Insel Richtung Lagoa fahren und dann an der Lagune vorbei. Dann gibt es auch hier einfachen Zugang, mit Parkplätzen, die aber am Wochenende auch schnell voll werden. Denn Joaca ist sehr beliebt: es gibt viele Restaurants mit Blick auf das spektakuläre Geschehen in den Wellen: hier tummelt sich das Beste vom Wellenreiten, auch gerne mal in einem Contest, von lokal bis international. Die Wellen sind anspruchsvoll, weil meist hoch, aber gut - halt episch, in der Bucht.
Kiter sieht man hier eher nicht; nicht nur, um sich nicht mit den vielen Surfern ins Gehege zu kommen, sondern auch einfach, weil der Berg an der nördlichen Seite für Windabdeckung sorgt.
Dennoch ist Joaca auf alle Fälle ein Besuch wert. Es ist einer der Plätze wo man auch mal europäische Rucksack-Touristen antrifft, die sich an diesem "Geheim-Spot für eingeweihte Traveler" in den Pousadas auf der Zufahrtsstrasse zum Strand tummeln. Am Parkplatz des Strandes steht leider eine Plattenbau-Sünde von einem Hotel, und auf der Klippe ein spektakuläres Anwesen eines brasilianischen Millionäres, das er verbotenerweise ins Naturschutzgebiet gebaut hat. Natürlich gibt es hier auch Surfshops der Marke Mormaii, und ein paar Shaper mit ihren Produkten.
Man kann in den Dünen drumherum Sandboarden (Boards werden ausgeliehen- hab ich aber noch nie gemacht: zu ImPoSand) oder sogar von der Lagune aus ganz durch die kleine Sandwüste zum Strand laufen, die auch für die Thermik verantwortlich ist, die die Lagune zum Kiten belüftet.
Der Marsch dauert aber ca 1,5 Stunden, besser Wasser und festes Schuhwerk mitnehmen. Dafür wird man mit exotischer Flora und Fauna belohnt.
Also: nur hier bleiben europäische Touris gerne für Wochen.

Praia Mole und Galheta

Weiter nördlich den Berg hoch und runter (mit einem spektakulären Mirante auf die Lagune auf dem Weg) kommt man an eine kleinere Bucht: DER Strand schlechthin von Floripa und "the place to be" für die schicken Brasilianer: Praia Mole. Gut bewachtes Parken ist deshalb kein Problem, und die Parkwächter winken einem schon, wenn man auf den Strand zu fährt.

Wildes Atlantic Wasser mit hohen Wellen machen den Strand förmlich berauschend und das Ziel für fortgeschrittene Surfer. Es gibt auch Unterricht für Anfänger, aber dafür ist es nicht der einfachste Spot. Zum Schwimmen gibt es ruhigere, sicherere Orte; aber die Bewachung durch die Rettungsschwimmer ist sehr gut.
Die Strandbuden dahinter sind sehr geschmackvoll in die Dünen gekuschelt. Es gibt sehr coole Musik und sehr leckere Strandsnacks.
Hier kann man es auf der Liege schon ein paar Stunden aushalten, wenn die Sonne scheint, und kein Wind zum Kiten da ist. Vielleicht sieht man ja auch die Paraglider reinrauschen, die sich in den Aufwinden um die umliegenden Berge zwirbeln, um dann am Strand zu landen.
Gleichzeitig hab ich hier die spektakulärsten Strapless Kite Wellenritte gesehen, die mich dazu motiviert haben, auf ein Directional umzusteigen.
Leider sind die Bedingungen dafür sehr selten gegeben: durch die Windabdeckung der Bucht braucht es etwas Nord-Ost, was nicht zum normalen Windsystem gehört, sondern schlechtes Wetter vom Meer aus voraussetzt und scheint's eher im Herbst passiert (ich hab's im März erlebt). Die Wellen werden dann auch sehr hoch und haben viel Druck, double overhead kein Problem! Der Strand ist eigentlich sicher, und man wird nicht auf's offene Meer gezogen, aber der Druck der Wellen ist sehr stark, so dass Vorsicht geboten ist.

Ein kleiner, flip-flop-tauglicher Trampel-Pfad von etwa 10 mins Richtung Norden durch die Felsen bringt einen zum kleineren Praia Galetha: sehr hübsch, weil ganz unbebaut und ohne Strandbuden. Die nördlichste Ecke der Bucht bildet einen kleinen ruhigen türkisblauen Bade-Pool, der viel sicherer ist als Mole. Nicht wundern: hier herrscht Freikörperkultur wie in Warnemünde - vorallem unter den Männern, kölsche Jungs willkommen ;-).
Topless oder ohne Badehose ist sonst sehr ungewöhnlich für Brasilianer, wenigstens der Fio Dental, eine minimale String-Badehose für Frauen, sollte sein.

Praia Mocambique und Barra da Lagoa

Hinter Praia Mole kommt man noch mal an der Lagune vorbei und fährt in das nächste kleine Städtchen, das Zugang zum nächsten längeren Strandabschnitt bietet: Barra da Lagoa liegt am südlichsten Punkt von Praia Mocambique. Hier beginnt nun das echte italienische Flair von Floripa. Ein familien- und touristen-freundlicher Strand, der gute Infrastruktur, und diverse Wohngelegenheiten dahinter hat. Schöne kleine Pousadas und Hostels, die auch bei den Rucksack-Touristen beliebt sind. Hier fliesst die Lagune in einem kleinen Fluss mit Hafen ins Meer, und man kann mit dem SUP rausfahren, wenn man will.
Auch hier kann man am Strand gut essen, und es gibt Eiscreme-Buden, und alles was man sonst noch für den Strand-Urlaub braucht. Auch der kleine Supermarkt, die Pastelleria, der Bäcker und die Fruteria sind alle nicht weit.
Am Strand gibt es gute Surfschulen, die schönen Anfänger-Unterricht neben der Hafen-Mole geben, wo nur kleine Schwipp-Schwapp-Wellen schieben - sehr geschützt und ein guter Spielplatz.
Nur ein paar Schritte auf den Strand drauf wird der Wellenritt schon schnell anspruchsvoller und man sieht viele Locals in den 1-1,5 Meter hohen Wellen.
Sehr viel Platz und wenig Gefahren-Quellen.
Auch beim Spaziergang ist der Trubel des kleinen Ferien-Ortes schnell vergessen, denn bald hat man nur noch den unbebauten Wald des Naturschutzgebietes neben sich, und die Bucht erstreckt sich mehrere Kilometer nach Norden. Hier befindet sich auch das berühmt Projekt Tamar zur Zucht von Wasserschildkröten.
Dahinter gibt es nördlich nur noch einen kleinen Zugang hinter dem Camping-Platz im Naturschutz-Gebiet.
Dort ist auch ein guter Einstieg für Kiten bei Nordwind. Aber man trifft nur auf ein paar wenige Locals, und die Wellen drücken hier je nach Bedingung schon stärker. Der Strand wird bei Flut auch sehr schmal, und die Start-Plätze sind nicht so einfach.
Ich finde, weil so naturbelassen, ist das der eigentliche Geheimtip unter den Stränden in Floripa.


Der Norden
Hier beginnt die eigentliche touristische Zone: dort wird das Klima gleich wärmer, und die Infrastruktur ist auf die vielen Besucher um die Weihnachtszeit bestens eingerichtet. Dort überfällt einen ein Rimini-Feeling.

Praia dos  Ingleses
Die Umgebung von Ingleses ist gut bebaut, und die ruhige, gut geschützte Badebucht eignet sich für einen kleinen Spaziergang mit einem Eis oder Abendessen dahinter in den vielen Restaurants. Am Abend ist auf der Strasse was los, und man kann so richtig wie an einem Urlaubsort üblich Künstler mit verschiedensten Stilrichtungen, von Comic-Portrait bis Sprühkunst bewundern.
Den Weg zur besten Eisdiele, die nicht am Strand liegt, wissen nur die Locals ;-) (und jetzt natürlich ihr mit diesem link). Hier gibt es frisch gemachtes Eis aus Früchten, die man nur in Brasilien kennt.


Praia Brava und Lagohina do Norte
In Praia Brava muss man mal gewesen sein, nur um es gesehen zu haben: Riesige Ferienanlage, wirkt wie Mallorca, recht schick, vorallem für die Uruguayer gebaut, die hier auch mit dem Auto hinfahren. Die Anfahrt von Ingleses aus über einen hohen Berg ist mit einer sensationellen Aussicht. Nur leider gibt's Bewässerungs-Probleme, zu viele Menschen auf zu engem Raum. Der Strand ist topgepflegt. Ich hab einmal Kiten bei Nordwind probiert, hat aber nicht getaugt, weil die hohen Felsen drumherum selbst bei Nord das ganze zu böhig machen. Es scheint aber doch zu gehen bei Süd.

Lagohina ist noch eine kleine nette Bucht mit ruhigem Wasser und mit schönen Fischrestaurants, am Wochenende und einem windfreien Tag angenehm für einen Strandausflug.

Praia do Forte
Windgeschützt, ruhiges, türkisblaues, klares, flaches Wasser, süsse kleine Strandbuden, schon wieder nach Osten gerichtet. Man kommt über einen sehr steilen, schmalen Weg mit dem Auto hin, aber dann darf man am Strand parken - bis die Flut kommt, dann wird's schmal. Für den Ausflug mit der Oma am Wochenende und das echte brasilianische Familienfeeling mit den Locals.
Den eigentlichen Reiz macht das kleine historische Fort oben auf dem Felsen aus, das den Eingang zur geschützten Seite von Inseln und Festland bewacht hat - das Festland kann man von hier sehen.

Jurere und Canasvieras

Jurere ist der Claim to Fame für Floripa, den jede ordentliche brasilianische Celebrity - vom Fussball-Spieler über den Soap-star- hat hier eine Mega-Strandvilla zum Sylvester-feiern. Reich und schön ist hier angesagt. Daher kommt auch der gute Ruf von Floripa als Sicher: die Mega-Häuser kommen ohne Zaun und Bewachung aus - wo gibt's das sonst in Brasilien?
Man kann mal durchfahren, um die ganze Pracht zu bewundern, und den natürlich perfekten Strand mit Shopping Mal gleich drauf. Zum Kiten völlig unbrauchbar.

Canasvieras ist dann die nächste Mallorca-Style-Bucht, sicher und ruhig durch seine nordwestliche, dem Festland zugewandte Lage mit hoch gebauten guten Hotels für betuchte Argentinier und Uruguayer. Wassersport sind hier die - nicht fahrtüchtigen - Piraten-Boote, auf denen man eine abendliche Unterhaltungs-Show im Stile von Disneys Pirates of the Carribean buchen kann. Zum Strand geht es durch kleine hübsche Mangroven.


Tina's Tip: 

Puh, was für eine Vielfalt! Und ich hab noch nicht alle beschrieben, es gibt 42 Strände. Beim ersten Mal in Floripa hab ich nur Mocambique, Barra und Mole gesehen - und Joaquina, glaub ich!? Die sind so schön, dass man damit auch schon 3 Wochen tollen Urlaub machen kann. Der Norden ist nur was, wenn man Trubel vermisst.
Eine Zweit-Meinung zu den Kite-Spots gibt's hinter diesem link - dachte ich, es gibt wohl keine ordentliche Beschreibung aller Kite-spots mehr.


Wenn Ihr mehr als diese Strandliste wollt, bitte kommentieren, dann schreibe ich noch einen gerafften Beitrag nur über Kitespots auf der Insel

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